Wie sprechen Menschen über Kriminalität – im Alltag, in Gesprächen mit Nachbar:innen, in Medienkommentaren oder am Stammtisch? Und woher stammen ihre Vorstellungen davon, was gefährlich ist? Dieses Forschungsprojekt untersucht, welche Bilder, Erzählmuster und Gefühle in solchen Gesprächen auftauchen, und wie sich persönliche Erfahrungen, Medienberichte und gesellschaftliche Diskurse miteinander verschränken.
Im Mittelpunkt stehen Interviews und Gruppendiskussionen mit Chemnitzer:innen im Stadteil Zentrum. Analysiert wird, wie Kriminalität wahrgenommen, erklärt und emotional bewertet wird – und auf welche Quellen sich die Teilnehmenden dabei stützen: eigene Erlebnisse, Erzählungen aus dem sozialen Umfeld, Nachrichtenmeldungen oder politische Debatten. Ob eine Geschichte aus dem Viertel oder eine Schlagzeile aus der Tagesschau, all das prägt mit, wie Kriminalität verstanden und bewertet wird.
Das Projekt verbindet Ansätze des symbolischen Interaktionismus, der narrativen Kriminologie und der Wissenssoziologie. Ziel ist es, kriminalitätsbezogene Alltagsvorstellungen sichtbar zu machen und neue Impulse für eine realitätsnahe, kontextbezogene Sicherheits- und Präventionspolitik zu geben. Denn Kriminalität ist nicht nur ein rechtliches, sondern auch ein erzählerisches und gesellschaftliches Phänomen.
Leitung: Dr. Aaron Bielejewski