Zentrum für Kriminologische Forschung Sachsen

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Das ZKFS bekennt sich zu den Grundsätzen der Open Science und versucht, wo möglich, mit höchster Transparenz in Bezug auf die Bereitstellung von frei zugänglichen Forschungsergebnissen, Daten und Forschungsmaterialien zu arbeiten. Dies stärkt die Verlässlichkeit der Wissenschaft und ihren Nutzen für die Gesellschaft.

Fahren ohne Fahrerlaubnis: Häufigkeiten und Hintergrund

Wer ohne gültige Fahrerlaubnis als Kraftfahrer/-in in Deutschland am Straßenverkehr teilnimmt, begeht gemäß § 21 Straßenverkehrsgesetz (StVG) eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet werden kann. Im Wiederholungsfall kann auch das Fahrzeug eingezogen werden. Dabei gibt es verschiedene juristische Fallkonstellationen, die dem Delikt zugrunde liegen können. Motive und Hintergründe des Fahrens ohne Fahrerlaubnis (FoF) wurden bisher wenig erforscht.

Das Zentrum für kriminologische Forschung e.V. führte im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Zeitraum von April 2023 bis Dezember 2024 das Forschungsprojekt zur Beantwortung folgender Forschungsfragen durch:

1. Welche Fallkonstellationen ergeben sich aus § 21 StVG und wie häufig treten diese im Straßenverkehr auf?
2. Warum fahren Personen ohne Fahrerlaubnis? Gibt es eine bestimmte Gruppe von Fahrer/-innen?
3. Wie schätzen Berufsgruppen, die mit dem Delikt FoF in Berührung kommen, die Hintergründe und ihren eigenen Handlungsspielraum ein?
4. Welche Interventionen verhindern das FoF?

Die Ergebnisse zeigen, dass das Fahren ohne Fahrerlaubnis ein komplexes Phänomen ist, das durch persönliche, soziale und strukturelle Faktoren beeinflusst wird. Häufige Motive sind Notfälle, eingeschränkte Mobilitätsalternativen, berufliche Verpflichtungen sowie soziale und finanzielle Aspekte. Personen, die wiederholt ohne Fahrerlaubnis fahren, neigen dazu, dieses Verhalten zu normalisieren und unabhängig von äußeren Umständen zu rechtfertigen. Als Haupttätergruppe konnten, im Hell- wie auch Dunkelfeld, erwachsene männliche Fahrer ausgemacht werden. Als häufig auftretende Fallkonstellation ist der vorherige Entzug der Fahrerlaubnis auszumachen, welcher häufig in Verbindung mit weiteren Straftaten, wie Fahrten unter Substanzen- oder Alkoholeinfluss, auftritt. Die Bewertung des Verhaltens des sozialen Umfeldes und die Wahrnehmung geringer Konsequenzen spielen dabei eine zentrale Rolle. Präventive Maßnahmen sollten finanzielle und zeitliche Hürden – insbesondere im Rahmen der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) – abbauen und gezielt soziale und strukturelle Hintergründe adressieren, um den Erwerb einer Fahrerlaubnis zu erleichtern. Die Ergebnisse liefern wertvolle Ansätze für die Entwicklung rechtlicher Interventionen, die Verhaltensänderungen fördern und die sozialen sowie finanziellen Belastungen der Betroffenen berücksichtigen.

Radewald, A., Asbrock, F., & Große, G. (2025). Fahren ohne Fahrerlaubnis: Häufigkeiten und Hintergrund (Forschungsbericht Nr. 99). Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V., Unfallforschung der Versicherer. Link zum Download.

Förderung: Das Projekt wurde finanziert durch die Unfallforschung der Versicherer (UDV).

Projektmitarbeiterinnen: Anika Radewald & Prof. Dr. Frank Asbrock