Projekt: Evaluation des „Haus des Jugendrechts Leipzig“
Dieses Projekt des ZKFS e.V. hat das Ziel, das Haus des Jugendrechts Leipzig zu evaluieren, indem die Zielerreichung der Einrichtung sowie dessen Wirksamkeit überprüft wird.
Projektbeschreibung
In sogenannten Häusern des Jugendrechts teilen sich Jugendhilfe im Strafverfahren, Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsame Räumlichkeiten mit dem primären Ziel, dadurch die Arbeit im jugendstrafrechtlichen Verfahren zu optimieren. Inspiriert von US-amerikanischen Nachbarschaftsgerichten, sogenannten Community Courts, entstand das erste Haus des Jugendrechts 1999 in Stuttgart Bad Cannstatt. Seither wurden bundesweit rund 40 Häuser des Jugendrechts errichtet. Bei dem Großteil handelt es sich hierbei um reale Häuser, in denen die Akteur:innen ihre Arbeit unter einem gemeinsamen Dach verrichten. Seit einigen Jahren gibt es jedoch vermehrt virtuelle Formen, bei denen die behördenübergreifende Kommunikation vor allem digital strukturiert ist, sodass die einzelnen Akteur:innen in ihren ursprünglichen Institutionen und Räumlichkeiten verbleiben können.
Das Haus des Jugendrechts Leipzig hat seinen Dienstsitz in einer gemeinsamen Liegenschaft im Leipziger Stadtteil Reudnitz-Thonberg. Damit handelt es sich bei dem Haus in Leipzig, wie bei dem Großteil der Häuser des Jugendrechts in der Bundesrepublik, um ein reales Haus des Jugendrechts. Das Haus des Jugendrechts Leipzig wurde im Februar 2015 unter Beteiligung der Staatsanwaltschaft Leipzig, der Stadt Leipzig (SG Jugendhilfe im Strafverfahren) sowie der Polizeidirektion Leipzig gegründet. Es ist das erste Haus dieser Art in Sachsen, weitere folgten erst kürzlich in Görlitz und Bautzen. Das Haus des Jugendrechts Leipzig richtet sich an junge Intensivstraftäter:innen, vor allem Jugendliche, aber auch Kinder und Heranwachsende. Ziel der Einrichtung ist es vor allem, einem Abgleiten in eine verfestigte „kriminelle Langzeitkarriere“ entgegenzuwirken. Dazu sollen Erziehungskonzepte entwickelt und umgesetzt sowie den Beteiligten am Verlauf der Jugendstrafverfahren durch ein gemeinsames Dach schnelle und kurze Abstimmungswege ermöglicht werden. Dies soll lange Zeiträume zwischen Straftat und Reaktion auf die Straftat verhindern und so präventiv wirken. Diese und weitere Ziele wurden in einer Kooperationsvereinbarung formuliert, welche seit der Errichtung im Jahr 2015 dem Haus des Jugendrechts Leipzig zugrunde liegt.
Projektablauf
In dem Evaluationsprojekt, an dem das ZKFS seit September 2021 arbeitet, soll überprüft werden, ob und inwieweit seit der Errichtung des Hauses des Jugendrechts Leipzig die in der Kooperationsvereinbarung formulierten Ziele erreicht wurden und wie die dafür benötigten Maßnahmen umgesetzt werden. Mithilfe von statistischen Datenanalysen, Bewertungen der Hilfs- und Präventionsangebote, quantitativen Erhebungen sowie Interviews mit Mitarbeiter:innen der beteiligten Institutionen und betroffenen Jugendlichen soll eine Zielerreichung überprüft werden. Außerdem soll die Wirksamkeit der Maßnahme durch einen zeitlichen Vergleich (vor Einrichtung des Hauses) bewertet werden.
Auf Grundlage dieses multimethodischen Vorgehens soll bis Ende des Jahres 2022 ein abschließender Evaluationsbericht entstehen. Primär soll dieser die Ergebnisse der Erhebungen im Haus des Jugendrechts Leipzig darstellen und zusammenfassen, sodass insbesondere die Kooperationspartner:innen des Hauses des Jugendrechts nachvollziehen können, inwieweit eine Zielerreichung stattgefunden hat und ob und an welcher Stelle möglicherweise noch Handlungsbedarf besteht. Darüber hinaus soll der Evaluationsbericht einen allgemeinen Überblick über den derzeitigen Wissenstand über die Formen sowie die Vor- und Nachteile von Häusern des Jugendrechts geben. Durch einen solchen Überblick sowie durch das spezifische Fallbeispiel in Leipzig soll erreicht werden, dass sich Implikationen für die sächsische Kriminalpolitik ableiten lassen, um so bei zukünftigen Entscheidungen hinsichtlich der Errichtung von weiteren Häusern des Jugendrechts in Sachsen Hilfestellung zu leisten.
Projektreitraum: 2021 – 2022