In einer Gesellschaft, in der Freiheit als höchstes Gut gilt, besteht die Frage, wie der Freiheitsentzug als Strafe wahrgenommen wird. Dieses Projekt soll in einem ganz neuen Format – dem Film – der Frage nachgehen: „Was bedeutet Freiheit, wenn sie einem entzogen wird?“
Das Projekt
Trotz resozialisierender Ansätze bleibt die Freiheitsstrafe die maximale Sanktion. Das Freiheitsprinzip wird bedeutend, wenn Freiheitsentzug als Strafe verhängt wird – die Existenz bleibt gesichert, aber die darüberhinausgehende Freiheit wird genommen. Wir glauben, der Bedeutung von Freiheit kann sich dann am besten genähert werden, wenn sich der Einschränkung dieser gewidmet wird. Strafvollzugsgefangene sind dieser Thematik täglich ausgesetzt.
Wir wollen durch einen Film und die begleitenden Ausstellungen Menschen dazu anregen, ihr eigenes Wissen und die eigenen Einstellungen gegenüber Freiheit und Freiheitsentzug zu hinterfragen. Wir wollen dazu beitragen die Bedeutung und die Essenz von Freiheit herauszustellen und einen Dialog über die vermeintliche Selbstverständlichkeit von Freiheit und die Ausübung des Freiheitsentzugs als Maßregel anzuregen.
Der erste Finanzierungszeitraum des Projekts, der die Originalinterviews in den Justizvollzugsanstalten, die Produktion des Films sowie die Premiere und Erstaufführung umfasst, erstreckt sich von März bis Dezember 2024. Dies wurde in erster Linie durch des Hochschulwettbewerbs von Wissenschaft im Dialog unterstützt.
Das Projekt wird im Jahr 2025 in Form von Filmvorführungen mit offenen Diskussionen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen fortgesetzt.
Projektleitung: Anika Radewald & Dr. Aaron Bielejewski
Projektmitarbeit: Anne Fischer
Der Film



„Freiheit und Freiheitsentzug“
Im Zuge des Hochschulwettbewerbs von Wissenschaft im Dialog haben wir uns mit der Frage „Wie erfährt man die Freiheit?“ auseinandergesetzt. Wir glauben, der Bedeutung von Freiheit kann sich dann am besten genähert werden, wenn sich der Einschränkung dieser gewidmet wird. Dazu haben wir Menschen interviewt, die ihre Freiheit entzogen bekommen haben: Strafgefangene in sächsischen Justizvollzugsanstalten.
Das Zentrum für kriminologische Forschung Sachsen hat in Kooperation mit der Chemnitzer Filmwerkstatt und den Schauspieler:innen Katka Kurze, Dirk Glodde und Marvin Reich die Eindrücke und Gedanken von inhaftierten Menschen in einem Kurzfilm festgehalten. Der Film eröffnet einen einzigartigen Einblick in persönliche Perspektiven auf Freiheit – und auf ein Leben ohne sie.


Rückblick: Filmpremiere & Ausstellung
Unser Projekt Freiheit und Freiheitsentzug, mit dem wir uns gegen zahlreiche Bewerber:innen des Hochschulwettbewerbs von Wissenschaft im Dialog durchsetzten und mit unserer Idee gewannen, erreichte im Dezember mit einer erfolgreichen Filmpremiere und der Eröffnung einer begleitenden Ausstellung seinen Höhepunkt:
Am 11. Dezember 2024 fand im Premiere unseres Films zum Thema Freiheit und Freiheitsentzug im Lokomov statt. Die Veranstaltung zog rund 75 begeisterte Besucher:innen an Nach der Filmvorführung gaben wir in einem kurzen Vortrag Einblicke in die Entstehung des Films und luden anschließend zu einer offenen Diskussionsrunde ein.
Parallel zur Premiere eröffneten wir unsere begleitende Ausstellung, die sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen aus Studien des Zentrums für kriminologische Forschung Sachsen e.V. (ZKFS) (PaWaKS, HasteX) beschäftigte. Die Ausstellung bot den Besucher:innen die Möglichkeit, sich mit ihren eigenen Einstellungen zu Straftäter:innen und dem Thema Freiheit auseinanderzusetzen.
Mithilfe interaktiver Medien, insbesondere Postern, wurden zentrale Fragestellungen aus der Forschung veranschaulicht. Die HasteX-Studie beleuchtete etwa die Wahrnehmung von Hasskriminalität, Strafvollzug und Sexarbeit und lieferte wertvolle Erkenntnisse zum Umgang mit Strafgefangenen sowie zur öffentlichen Wahrnehmung von Justizvollzugsanstalten. Besucher:innen konnten sich aktiv beteiligen, indem sie mittels Sticker ihre Meinungen zu Fragen wie der Standortwahl von Justizvollzugsanstalten, dem Zugang zu Informationen über Straftäter:innen in der Nachbarschaft oder der Resozialisierung von Inhaftierten hinterließen. Ein weiteres interaktives Poster lud dazu ein, persönliche Erfahrungen mit Straftaten zu reflektieren und die eigene Auffassung von Freiheit festzuhalten.
Die Kombination aus informativen und interaktiven Elementen ermöglichte eine anschauliche Vermittlung relevanter Themen, während der Film einen künstlerischen Zugang zur Thematik bot. Durch die filmische Umsetzung transkribierter Interviews erhielten die Besucher:innen zudem einen Einblick in die Methodik wissenschaftlicher Forschung.
Die Ausstellung war vom 11. bis 16. Dezember 2024 im Galerie GLASKASTEN des Klub Solitaer e.V. zu sehen und erfreute sich täglich zahlreicher interessierter Besucher:innen.
Auch in Zukunft werden wir den Film gemeinsam mit der begleitenden Ausstellung präsentieren und so weitere Gelegenheiten für Reflexion und Austausch schaffen.


